Kontinuitäten des Antisemitismus

Kontinuitäten des Antisemitismus

Weltbilder der Kunst: Solidarität

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Kollektives Arbeiten hat sich im Kunstfeld etabliert. Eine seiner Grundlagen ist der Ruf nach Solidarität. Die Geschichte dieses Rufes ist geprägt von politischen Emanzipationsbewegungen, erlebte aber immer wieder auch ideologischen Missbrauch. Der Ruf nach Solidarität kann instrumentellen Charakter annehmen, gerade weil er oftmals im Namen der „Anderen“ spricht. So definiert Solidarität eben nicht nur die eigene Gruppenzugehörigkeit.

Gerade im individualistischen Kunstfeld sind Erzählungen von kollektiver Solidarität besonders attraktiv. Das dortige Selbstverständnis, an der Seite von Marginalisierten und Unterdrückten zu stehen, begünstigt die Vorstellung von einer manichäisch in gut und böse aufgeteilten Welt. Diese stark vereinfachte Weltsicht ist für Antisemitismus besonders anschlussfähig. In Teilen des postkolonialen Diskurses werden Jüdinnen und Juden als privilegiert angesehen. Als Opfer dürfen sie nur in der Vergangenheit in Erscheinung treten. Nicht zuletzt die im Kunstfeld stark affirmierte BDS-Bewegung propagiert eine Form der Solidarität, die Gewalt und Chauvinismus ignoriert, solange sie von der vermeintlich richtigen Seite ausgehen.

Bei der zweiten Veranstaltung der Reihe „Weltbilder der zeitgenössischen Kunst“ diskutieren unsere Gäste über die Ein- und Ausschlüsse von Solidaritätsappellen und ihren mitunter selbstreferentiellen Charakter. Sie sprechen über die Attraktivität des Solidaritätsbegriffs für das Kunstfeld, über die Unmöglichkeit, den Ruf nach Solidarität von Ambivalenzen freizuhalten und über einige klassische Stereotype antisemitischer Propaganda.

MIT VOLKER WEISS (HISTORIKER & AUTOR, HAMBURG
SHAHRZAD EDEN OSTERER (AUTORIN & JOURNALISTIN, MÜNCHEN)
PETJA DIMITROVA (AKTIVISTIN & KÜNSTLERIN, WIEN)
JULIA BERNSTEIN (SOZIOLOGIN & MITGLIED IM BEGLEITGREMIUM DER DOCUMENTA 15)

ORGANISIERT MIT INNENREVISION KULTURBETRIEB, GEFÖRDERT VON AMADEU ANTONIO STIFTUNG UND UNTERSTÜTZT VON BAGRUT, STADTMAGAZIN UNTIEFEN, DIE UNTÜCHTIGEN, TEXTEM VERLAG


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Über diesen Podcast

Die Angst vor Kultur- und Identitätsverlust hat einen zentralen Platz in gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Debatten eingenommen. Daraus folgt eine Partikularisierung in Freund-Feind Antagonismen und eine Emotionalisierung von Politik. Die Idee einer universalistischen Gesellschaft scheint ein Auslaufmodel zu sein. Eine Zunahme antisemitischer Rhetoriken und Stereotypisierungen zeigt, wie kultiviert und tradiert der Antisemitismus und seine Codes sind. Die „Kontinuitäten des Antisemitismus“ sind Anlass der Veranstaltungsreihe des Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst. In einem zweiteiligen Podcast fassen Leon Kahane und Fabian Bechtle zentrale Themen und Thesen der bisherigen Veranstaltungen zusammen und diskutieren die Ergebnisse.

von und mit Leon Kahane, Fabian Bechtle

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