Kontinuitäten des Antisemitismus

Kontinuitäten des Antisemitismus

Weltbilder der Kunst: Widerstand

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2023-11-30 Weltbilder - Widerstand.wav Weltbilder der Kunst – Widerstand
30. November 2023, 19 Uhr
Fabrique im Gängeviertel, Hamburg

„Weltbilder der Kunst“ ist eine Veranstaltungsreihe des Forum DCCA zusammen mit Innenrevision Kulturbetrieb.

In der Veranstaltung vom 30. November im Hamburger Gängeviertel ging es um den Widerstandsbegriff.

mit Kateryna Mishchenko (Essayistin, Übersetzerin und Verlegerin aus Kiew, ist zurzeit Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin), Havîn Al-Sîndy (Künstlerin, lehrt an der HBK Braunschweig) und Leon Kahane (Künstler, Forum-DCCA)

Die feministische Revolution im Iran oder der ukrainische Widerstand gegen den russischen Angriffskrieg. Widerstand wird mit emanzipatorische Bewegungen, die für Gerechtigkeit und Freiheit und gegen autoritäre oder totalitäre Machtstrukturen kämpfen, assoziiert. Gleichzeitig schaffen Widerstandsbewegungen auch klare Feindbilder, die von inneren Widersprüchen entlasteDer feministische Aufstand im Iran oder der ukrainische Widerstand gegen den russischen Angriffskrieg – Widerstand wird mit emanzipatorischen Bewegungen assoziiert, die für Freiheit, Gerechtigkeit und gegen autoritäre oder totalitäre Machtstrukturen kämpfen. Gleichzeitig schaffen Widerstandsbewegungen auch klare Feindbilder, die von inneren Widersprüchen entlasten. Aus einem gerechten Anliegen kann sich ein manichäisches Weltbild entwickeln: Die Komplexität der Welt wird in Gut und Böse überführt.

Weltbilder der Kunst: Kollektivität

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Zahlreiche antisemitische Darstellungen auf der Documenta 15 haben einen seit Jahren schwelenden Konflikt in die breite Öffentlichkeit geholt – und altbekannte Frontbildungen verschärft. Mittlerweile kann ohne Übertreibung von einem Kulturkampf gesprochen werden. Gestritten wird über eine vermeintliche Konkurrenz zwischen der Erinnerung an die Shoah und der Erinnerung an deutsche Kolonialverbrechen. Gestritten wird nicht zuletzt auch über das jeweilige Verhältnis zu Israel. Spätestens durch die Berufung zweier Mitglieder des Künstlerkollektivs Ruangrupa an die HFBK ist dies auch ein Hamburger Streit. Gerade im Kunstfeld wird er vehement geführt. Das lässt die Frage aufkommen, ob zentrale Begriffe in der aktuellen Selbstbeschreibung künstlerischer Praxis nicht selbst ideologische Elemente enthalten, die gewollt oder ungewollt antisemitische Weltbilder reproduzieren. Anhand der Begriffe Kollektivität, Solidarität und Widerstand stellen sich die Gäste unserer dreiteiligen Veranstaltungsreihe dieser wichtigen, aber in der bisherigen Debatte vernachlässigten Frage.
Kollektivität liegt im Trend. Noch nie gab es so viele künstlerische Kollektive wie heute. Sie gewinnen renommierte Preise, leiten Theater, Biennalen und Großereignisse wie die Documenta 15. Ihre Popularität verdanken sie einem Verspre-chen: Basisdemokratisch und anti-hierarchisch, gerecht und inklusiv sollen sie sein, nahbar und zum Mitmachen anregend. Über globale Grenzen hinweg und gleichzeitig lokal verbunden gelten sie als Wegweiser zu einer neuen solidarischen Sharing-Ökonomie, von der alle profitieren. Auf grundlegende Veränder-ungen der Gesellschaft – so die verbreitete Vorstellung – rea-gieren heutige Kollektive mit einer grundlegenden Veränderung der Kunst. Sie integrieren politischen Aktivismus, um gesellschaft-lichen Fortschritt anzustoßen. Aber geht diese Rechnung auf? Welches Weltbild entwirft die Idee des Kollektivs in der zeit-genössischen Kunst? Was sind die problematischen Implikationen der damit verbundenen Vorstellung von Gemeinschaft und kultureller Identität?

Es diskutieren
Tahera Ameer (Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung)
Ole Frahm (Bildtheoretiker, Comicexperte und Mitglied des Künstlerkollektivs Ligna)
Patrice G. Poutrus (Historiker, TU Berlin)
Hamideh Kazemi (Menschenrechtsaktivistin)
moderiert vom Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst

ORGANISIERT MIT INNENREVISION KULTURBETRIEB, GEFÖRDERT VON BPB UND UNTERSTÜTZT VON BAGRUT, STADTMAGAZIN UNTIEFEN, DIE UNTÜCHTIGEN, TEXTEM VERLAG

Weltbilder der Kunst: Solidarität

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Kollektives Arbeiten hat sich im Kunstfeld etabliert. Eine seiner Grundlagen ist der Ruf nach Solidarität. Die Geschichte dieses Rufes ist geprägt von politischen Emanzipationsbewegungen, erlebte aber immer wieder auch ideologischen Missbrauch. Der Ruf nach Solidarität kann instrumentellen Charakter annehmen, gerade weil er oftmals im Namen der „Anderen“ spricht. So definiert Solidarität eben nicht nur die eigene Gruppenzugehörigkeit.

Gerade im individualistischen Kunstfeld sind Erzählungen von kollektiver Solidarität besonders attraktiv. Das dortige Selbstverständnis, an der Seite von Marginalisierten und Unterdrückten zu stehen, begünstigt die Vorstellung von einer manichäisch in gut und böse aufgeteilten Welt. Diese stark vereinfachte Weltsicht ist für Antisemitismus besonders anschlussfähig. In Teilen des postkolonialen Diskurses werden Jüdinnen und Juden als privilegiert angesehen. Als Opfer dürfen sie nur in der Vergangenheit in Erscheinung treten. Nicht zuletzt die im Kunstfeld stark affirmierte BDS-Bewegung propagiert eine Form der Solidarität, die Gewalt und Chauvinismus ignoriert, solange sie von der vermeintlich richtigen Seite ausgehen.

Bei der zweiten Veranstaltung der Reihe „Weltbilder der zeitgenössischen Kunst“ diskutieren unsere Gäste über die Ein- und Ausschlüsse von Solidaritätsappellen und ihren mitunter selbstreferentiellen Charakter. Sie sprechen über die Attraktivität des Solidaritätsbegriffs für das Kunstfeld, über die Unmöglichkeit, den Ruf nach Solidarität von Ambivalenzen freizuhalten und über einige klassische Stereotype antisemitischer Propaganda.

MIT VOLKER WEISS (HISTORIKER & AUTOR, HAMBURG
SHAHRZAD EDEN OSTERER (AUTORIN & JOURNALISTIN, MÜNCHEN)
PETJA DIMITROVA (AKTIVISTIN & KÜNSTLERIN, WIEN)
JULIA BERNSTEIN (SOZIOLOGIN & MITGLIED IM BEGLEITGREMIUM DER DOCUMENTA 15)

ORGANISIERT MIT INNENREVISION KULTURBETRIEB, GEFÖRDERT VON AMADEU ANTONIO STIFTUNG UND UNTERSTÜTZT VON BAGRUT, STADTMAGAZIN UNTIEFEN, DIE UNTÜCHTIGEN, TEXTEM VERLAG

Antisemitismus im Kunstfeld - Kunst und ihre Konflikte

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Der Hass auf Jüdinnen und Juden ist eine seit Jahrhunderten gepflegte Kulturtechnik, die schon immer die Gesellschaften vom Druck der Aufklärung entlastet hat. Antisemitismus beginnt nicht bei der Vernichtung von Jüdinnen und Juden, sondern bei der Kultivierung antisemitischer Weltbilder. Allen bekannten Erscheinungsformen des Antisemitismus ging eine kulturelle Legitimierung voran, die immer auf die selben Bilder und Projektionen auf Jüdinnen und Juden und auf die jüdische Kultur zurückgegrifft. Antisemitismus ist in der sogenannten “gesellschaftlichen Mitte”, in bürgerlichen Kreisen und in den Kulturmilieus entstanden und hat sich von dort in die sogenannten gesellschaftlichen Ränder ausgebreitet. In der “Mitte” haben sich die Bilder, die Codes und die Sprache entwickelt und sie transformieren sich parallel zum kulturellen Zeitgeist. Die Aufklärung des Antisemitismus ist für die Kunst relevant, um sich zwischen den Bildern und der Sprache und deren Entwicklungsgeschichte zu orientieren. Sie liefert Aufschluss über kulturelle Prägungen und ist damit ein wichtiger Kompass für die Kulturkritik.

Sprecherin: Jette Kupke
Musik: Phillip Sollmann

Produktionsjahr: 2021
Spieldauer: 45 Minuten

Kontinuitäten des Antisemitismus #2

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In der zweiten Folge sprechen Leon Kahane und Fabian Bechtle über die vielfältigen Aspekte des Antisemitismus, die unterschiedliche Milieus miteinander verbinden. Die beiden Initiatoren des Forums für demokratische Kultur und zeitgenösische Kunst rekapitulieren die Veranstaltung "Zwischen Lügen, Abwehr und Konkurrenz" der Reihe "Kontinuitäten des Antisemitismus" und stellen fest: Die Kontinuitäten des Antisemitismus sind eng mit den Herausforderungen einer sich modernisierenden Welt verknüpft. Diese Herausforderungen, Widersprüche und Dissonanzen, den Universalismus im Jüdischen und Antisemitismus als Abwehrmechanismus erläutern Anetta Kahane, Dr. Patrice Poutrus, Düzen Tekkal und Tahera Ameer.

Kontinuitäten des Antisemitismus #1

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In der ersten Folge geht es um Kontinuitäten des Antisemitismus im Märtyrer-Kult sowie in populistische Bewegung. Denn der Antisemitismus ist keine Domäne einzelner politischer Lager, sondern kann weit voneinander entfernte politische Akteure hinter sich versammeln kann. Woran liegt das? Warum ist es immer ausgerechnet das Feindbild „Jude“, das Bewegungen zusammenbringt? Welche Rolle spielen Kulturpessimismus und anti-moderne Ressentiments?

Über diesen Podcast

Die Angst vor Kultur- und Identitätsverlust hat einen zentralen Platz in gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Debatten eingenommen. Daraus folgt eine Partikularisierung in Freund-Feind Antagonismen und eine Emotionalisierung von Politik. Die Idee einer universalistischen Gesellschaft scheint ein Auslaufmodel zu sein. Eine Zunahme antisemitischer Rhetoriken und Stereotypisierungen zeigt, wie kultiviert und tradiert der Antisemitismus und seine Codes sind. Die „Kontinuitäten des Antisemitismus“ sind Anlass der Veranstaltungsreihe des Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst. In einem zweiteiligen Podcast fassen Leon Kahane und Fabian Bechtle zentrale Themen und Thesen der bisherigen Veranstaltungen zusammen und diskutieren die Ergebnisse.

von und mit Leon Kahane, Fabian Bechtle

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